Aus unserer eigenen Schulzeit können wir uns kaum daran erinnern, dass Themen wie Kultur, Diversität oder eben Interkulturalität behandelt worden wären. Umso mehr waren wir gespannt, wie sich die Lehrmittel und Themen bis heute verändert und weiterentwickelt haben. Um sich einen Überblick über die Auseinandersetzung mit Themen wie Rassismus und Diversität in aktuellen Schweizer Lehrmitteln zu verschaffen, hat die eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) eine Studie in Auftrag gegeben. Die Forschenden halten in der 2023 erschienenen Publikation fest, dass in den letzten zehn
bis zwanzig Jahren eine Zunahme der Repräsentation gesellschaftlicher Diversität in Schulbüchern zu beobachten ist, einschliesslich der Darstellung von schwarzen Menschen, People of Color, verschiedenen Geschlechtermodellen und Menschen mit Behinderungen. Trotzdem variieren die Darstellungen sowohl innerhalb einzelner als auch zwischen verschiedenen Lehrmitteln. Vor allem in denjenigen Teilen, die sich mit Vielfalt und Identität auseinandersetzen, wird besonderer Wert auf eine breite Repräsentation der gesamten diversen Vielfalt gelegt. Diese Darstellungen sind jedoch meist nicht als alltägliche Normalität konzipiert, sondern dienen zur Veranschaulichung spezifischer thematischer Schwerpunkte. Im alltäglichen schulischen Kontext sind diverse Darstellungen häufiger bei Kindern als bei Erwachsenen zu finden, wobei erwachsene schwarze Personen und People of Color seltener normalisiert und oft in Kontexten wie Armut oder Flucht gezeigt werden. Die Lehrmittelentwicklung hat bisher wenig Augenmerk auf die Bedeutung diversitätssensibler Repräsentationen für die Identifikations
möglichkeiten der Schüler:innen gelegt (vgl. PDF ERK, 2023, S.3).
Das Fazit der Forschenden ist, dass zwar «die Repräsentation einer (post)migrantischen, diversen Gesellschaft» punktuell umgesetzt wurde, jedoch die Lehrmittel nach wie vor «kaum Ansätze für eine rassismuskritische Bildung» beinhalten (ebd, S.1).
Auch bei der Befragung der Lehrpersonen stellte sich heraus, dass diese die bestehenden Lehrmittel als nicht geeignet empfinden. Weiter gaben sie an, selbst nicht über genügend Grundlagenwissen zu verfügen, um einen fachlich fundierten Unterricht zu gestalten (vgl. ebd).
Nach dem wir uns mit einigen Lehrpersonen ausgetauscht haben, teilen wir diesen Eindruck.
Zwar wurden Schulfächer zum Teil angepasst, jedoch fehlen das nötige Fachwissen und die dazu passenden Lehrmittel. Auch wurde uns zurückgemeldet, dass Ausgrenzung und rassistische Diskriminierung häufig auftretende Probleme seien.